Sonntag, 3. März 2013

Ich möchte heute meinen Blog-Lesern etwas zum nachdenken ans Herz legen und möchte dabei dem Nur-Hundehalter ein bisschen Mut machen.


Jeder von uns kennt die Menschen, die alles besser wissen, die schon etliche Hundesportarten probiert haben, die denken den perfekt ausgelasteten Hund am anderen Ende der Leine haben. Mir ist das schon so einige Male passiert. Dann folgt die Frage, "na, was machst Du denn alles so mit deinem Hund um ihn Kopfmäßig auszulasten?" Meine Antwort: "wir gehen spazieren". Die Blicke, die ich dann ernte können sich alle vorstellen.

Ich habe heutzutage das Gefühl, dass man selbst als Hundehalter einem ständigen Leistungsdruck ausgesetzt ist. Etliche Hundesportarten warten auf einen, im Fernsehen laufen Hundetrainer-Sendungen, so genannte Hundepsychologen wachsen wie Pilze aus dem Boden.
Ich bin mit Hunden aufgewachsen und frage mich, wie haben früher Hunde überhaupt überleben können? Früher gab es weder Hundepsychologen, noch gab es etliche Sportarten für den Vierbeiner. Der Hund lebte als Familienmitglied innerhalb seiner Familie, ging spazieren und war zufrieden. Es ging doch tatsächlich ohne Psychologen-Sofa für unsere Hunde.
Wenn es mal Probleme gab machte man sich Gedanken und erzog seinen Hund halt anders oder man arrangierte sich mit dem nicht-ganz-so-perfekten-Verhalten seines Hundes.
Heute kriegt man gleich den Rat zum Hundepsychologen oder -trainer zu gehen und an dem Problem zu arbeiten. 
Mir persönlich macht  die heutige Entwicklung dieser Branche regelrecht Angst . Da gibt es Menschen, die eine theoretische Ausbildung machen, selber gerade mal ihren ersten Hund erziehen und dann denken, andere Menschen, die Probleme mit ihrem Tier haben, beraten zu können.
 Jemandem einen Rat zu geben bedarf sehr, sehr viel Erfahrung und Verantwortung, da reichen keine theoretischen Stunden, in denen man versucht, die Psyche des Hundes zu verstehen. Das bedarf jahrelangen Beobachten und das Erziehen vieler Hunde, bevor man das Recht hat, andere Menschen zu beraten.
Ich würde mir von ganzem Herzen wünschen, dass es bald eine vernünftige Kontrolle aller Menschen gibt, die sich mit Tieren befassen, zum Schutze des Hundes und auch der Menschen. Das nicht jeder, der denkt Ahnung zu haben, versucht, Geld mit Tieren zu verdienen.

Um auf das eigentliche Thema zurück zu kommen, ich habe überhaupt nichts gegen Hundesport, aber man sollte ihn machen, weil man selber Spaß daran hat und es auch wirklich machen möchte, nicht, weil man es heute so macht. Da sollte man seinen eigenen Weg gehen.
Über längere Zeit habe ich mir solche Dinge auch angehört und habe mich so manches Mal unfähig und unzulänglich gefühlt.
Mittlerweile vertrete ich einen ganz anderen Standpunkt. Ich überlege mir, was  m e i n  Hund können muss, was in unserem Zusammenleben wichtig ist.
Mir sind die Kommandos "Sitz", "Platz", "Bleib" in jeder Position und Situation wichtig, absolute Sicherheit beim Rückruf und ansonsten ein ruhiges und überlegtes Verhalten, egal ob wir im Wald oder in der Stadt sind. Das reicht mir, damit lebe ich gut.
Mehr muss mein Hund nicht können, daran arbeite ich, alles andere sind dann nur noch Dinge, die uns beiden Spaß machen, aber keine Verpflichtung sind. Ich erziehe meinen Hund fair, konsequent aber liebevoll.
Wenn Probleme auftreten, lese ich und versuche dann daran zu arbeiten, aber auch ohne Leistungsdruck. Da der Hund ein Lebewesen ist, hat auch er das Recht, unzulänglich zu sein. Er muss nicht immer und in jeder Situation perfekt sein, dass sind wir auch nicht.
Deshalb setze ich mich auch nicht unter Druck, ich akzeptiere seine Eigenarten, arbeite an Dingen, die ich nicht tolerieren möchte und freue mich an seinem Dasein. Es gibt einfach Dinge, die man akzeptieren muss, die man nicht ändern kann. Ich kann mir keinen Jagdhund holen, dann merken, dass er doch tatsächlich im Wald dem Hasen hinterherrennt und versuchen ihm das abzutrainieren. Für mich ist das widernatürlich. Aber ich befürchte, dass das vielen Hunderassen so geht.
Die Akzeptanz, dass manche Hunde eben so sind, weil sie ursprünglich dafür gezüchtet wurden, ist oftmals nicht da und dann wird an den Hunden herumtrainiert, ohne Ende. Eine Herausforderung für den Möchtegern-Hundetrainer, der dann auch noch gut daran verdient. Ein fataler Fehler, bei dem der Hund der Leidtragende ist.

Kopfmäßig ausgelastet sind meine Hunde, auch wenn ich oftmals wirklich nur spazieren gehe. Ich muss mit meinem Hund nicht zusammen jagen gehen, andauernde Jagd- oder Versteckspielchen spielen, wenn ich nur im Wald entspannen möchte. Wir beide geniessen unsere Spaziergänge und ich glaube der Kopf meiner Hunde ist durch die wechselnde Umgebung, die vielen Gerüche, durch Hundebegegnungen, durch meine Kommandos und durch vieles mehr ausgelastet und wir beide fühlen uns hinterher gut.

Das ist das, was zählt!




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen