Dienstag, 29. April 2014

Der ideale Hundekäufer

 
 
Oftmals werde ich gefragt, welche Kriterien mir wichtig sind, um einen Welpen von mir zu bekommen.
Ich finde diese Frage immer schwer pauschal zu beantworten. Bei vielen Faktoren finde ich immer wichtig, den Einzelfall zu sehen und zu beurteilen.

Wichtig sind natürlich die Lebensumstände, die der neue Besitzer bietet und in einem Gespräch stellt sich schnell heraus, ob ein Hund da rein passen würde oder vielleicht auch nicht.
Bei manchen Besuchen wird auch mal der Entschluss gemeinsam getroffen, dass vielleicht ein erwachsener Hund passender wäre (den es allerdings bei mir nicht gibt), als ein Welpe aus dem nächsten Wurf. Dann helfe ich auch gerne bei der Suche nach einem erwachsenen Tier.

Völlig unvorstellbar ist es für mich, einen Welpen an ganztags berufstätige Menschen abzugeben, denn es ist unmöglich, nach drei Wochen Urlaub, einen so jungen Hund dann über viele Stunden alleine zu lassen. Das ist ein Zustand, den ein Hund langsam erlernen muss und man sollte sich grundsätzlich überlegen, ob man es einem Hund überhaupt zumuten sollte.

Allerdings würde ich niemals pauschalisieren. Jemand, der einige Stunden arbeiten geht, dann aber seine Freizeit mit dem Hund verbringt ist mir lieber, als jemand, der zwar den ganzen Tag zuhause ist, aber kaum mit seinem Hund  vor die Türe geht.

Manche Züchter geben nicht gerne in Familien mit kleinen Kindern ab, ist mir bei meiner ersten Hündin auch passiert. Ich hatte einige Absagen, als ich meine erste Hündin gesucht habe, weil ich damals noch kleine Kinder hatte. Am Telefon bekam ich die rigorose Ansage, dass ich bei Kindern im Haus, wohl keine Zeit für einen Welpen hätte.
Also, ich habe immer Kinder gehabt und dabei auch noch Hunde oder Welpen und alle haben voneinander profitiert. Ich glaube nicht, dass einer zu kurz kommen musste. Deshalb ist das für mich absolut kein Hinderungsgrund, außer, im Einzelfall, erscheint einem die Familie beim Besuch  überfordert mit den eigenen Kindern. Aber das entscheide ich auch gerne individuell.

Ganz grundlegend wichtig ist die gegenseitige Sympathie. Wenn die Welpen da sind, sehen Züchter und neuer Besitzer sich im idealen Fall öfter, bis die Kleinen das Haus verlassen. Da ist eine gegenseitige Sympathie wichtig. Auch nach Abgabe der Welpen bleibt man in Kontakt und das möchte ich mit mir unsympathischen Menschen sicherlich nicht so gerne.

Diese Liste kann man jetzt sicherlich noch unendlich lange fortführen, aber ich möchte eigentlich auf einen ganz speziellen Punkt zu sprechen kommen, der mir immer mehr Kopfzerbrechen bereitet.
Seid langer Zeit wachsen Hundetrainer, immer wieder neue Erziehungsmethoden und Weltanschauungen wie Pilze aus dem Boden. Leider wird das durch unser Fernsehen auch noch unterstützt. Da bekommen mittlerweile "Hundeflüsterer" das Wort erteilt, bei denen es mir graut. Sicherlich ist nicht alles gut und nicht alles schlecht, aber dieser Absolutismus der Methoden und auch leider die Leichtgläubigkeit der Menschen tut unseren Hunden nicht gut.

Ganz speziell möchte ich hier auf das  Thema der "Rudelstellungen" eingehen. Zum ersten Mal wurde ich durch zwei sehr sympathische Welpeninteressenten darauf aufmerksam gemacht. Zuerst war ich noch ganz interessiert, habe mich informiert, nachgelesen und mit Menschen gesprochen, die dort Lehrgänge besucht haben.
"Rudelstellungen" besagt, dass in einem richtigen Wurf sieben Welpen geboren werden, die seit Geburt an eine feste Stellung im Rudel haben. Weder Prägung, Umgebung, Erziehung oder sonstiges können diese beeinflussen. Das alles beruht auf einer Überlieferung eines alten Züchters an die Frau, die das nun verbreitet.
Wissenschaftliche Nachweise gibt es nicht, namhafte Verhaltensforscher, wie Herrn Bloch, Hundetrainerinnen, wie Frau Anita Balser, nehmen sogar eindeutig Stellung dagegen ein.

Bisher handelte es sich dabei nur um eine Randerscheinung, aber mittlerweile wird diese Theorie von einer sogenannten "Hundeflüsterin" im Fernsehen beworben und da jeder weiß, dass dadurch auch unsinnige Dinge mehr Gewicht bekommen, werden auch immer mehr Menschen daran glauben und sich beeinflussen lassen.

Was mich persönlich bei dieser "Glaubensrichtung" so besonders erschreckt und was ich sehr unmenschlich finde ist der Umgang und der fehlende Respekt vor dem Lebewesen Hund.
 
Alle Hunde werden von der Seminarveranstalterin zugeordnet, also anhand ihrer Beobachtung stellt sie die entsprechende Rudelstellung des Hundes fest.
Dann kann es passieren, dass ausgerechnet die Hunde, die zusammenleben gar nicht zusammenpassen können, anhand der zugeordneten Stellung.
Meinen beiden Welpeninteressierten ist genau das passiert, angeblich passten die Hunde nicht zusammen, obwohl beide bisher keine Probleme in der Haltung oder im Umgang hatten.
So werden Menschen verunsichert, bei den beiden ist auch genau das passiert.

Rigoros werden die Hunde in event. Stellungen gepresst und es wird zur Abgabe eines Hundes geraten, da Hunde, die in falschen Stellungen zusammengehalten werden, nur unglücklich sein können.
So, und dann geht man auf die Homepage dieser Dame und findet ganz schnell eine Tauschbörse für Hunde. Da werden die Hunde, ihrer zugeordneten Stellung nach abgegeben, bzw. eingetauscht gegen einen anderen Stellungshund!!!
Wo bleibt da der Respekt dem einzelnen Lebewesen Hund gegenüber???
Nur weil mir jemand sagt, dass meine Hunde nicht zusammenpassen können, gebe ich doch keinen Hund ab. Außerdem würde ich doch niemals deshalb einen Hund eintauschen. Dort werden Rudelfunktion gegen Rudelfunktion getauscht, die Lebenwesen dahinter zählen zweitrangig.
Das alles beruht auf der Aussage einer Frau, die diese Beobachtungen noch nicht einmal wissenschaftlich belegen kann und möchte, alles daher nur auf einer Behauptung beruht.

Den Hundebesitzer selber wird das Leben leichter gemacht. Endlich bekommt er eine Erklärung dafür, dass seine Hunde nicht so "funktionieren", wie sie sollten. Anstatt dann mit ihnen zu arbeiten kann er mit angeblicher Berechtigung ganz einfach seinen Hund abgeben. Ein schön einfacher Weg!

Kurz und klar gesagt:   Ich gebe sicherlich keinen Welpen an einen Menschen, der diesem Prinzip etwas positives abgewinnen kann!
Meine Welpen gehen an Menschen, die das Individuum schätzen, mit ihm arbeiten und leben möchten und nicht versuchen, den Weg der geringsten Mühe zu gehen.

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